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Sonntag, 4. Dezember 2011

Elizabeth George - Am Ende war die Tat


Am Ende war die Tat“ von Elizabeth George ist ein anspruchsvolles und wirklich gutes Buch sofern man das nicht tut, was man normalerweise gewohnt ist zu tun, wenn man sich ein Buch kauft, nämlich den Klapptext oder die Rückseite des Buches zu lesen.

Es ist ja nichts neues, dass die Inhaltsangaben meist vom Verlag oder sonst wem, nicht aber vom Autor selbst geschrieben werden und diese leider oft meilenweit am Ziel vorbei schießen; daher kann dieser Text hier auch auf keinem Fall im Sinne der Autorin sein.
Bevor ich auch nur Ansatzweise auf den Inhalt eingehe rate ich jedem auch nur potentiell interessiertem Leser jenes Romans es tunlichst zu vermeiden auch nur einen Blick darauf zu werfen.

Denn das was dort steht, nimmt das komplette Ende des Romans vorweg und lässt genau die Fragen offen stehen, welche das Buch selber offen lässt. Zudem suggeriert es, dass es sich hier um einen Thriller oder einen Krimi handelt, was aber bei weilen nicht der Fall ist.

„Am Ende war die Tat“ ist vielmehr eine fein ausgearbeitete Milieustudie, vielleicht in gewisser Weise noch ein Drama – aber definitiv kein Krimi!

Inhaltlich geht es darum, dass Joel, seine ältere Schwester Ness und sein kleinere Bruder Toby welche bei ihrer Großmutter leben, da ihre psychisch labile Mutter in der Anstalt sitzt, eines Tages plötzlich zu ihrer ahnungslosen Tante Kendra abgeschoben werden, da die Großmutter sich nach Jamaika absetzt.
Und damit gehen die Probleme erst richtig los. Die maßlos überforderte Tante und ihre Nichte und Neffen werden mit Problemen konfrontiert, welche sie gnadenlos in den Abgrund zieht. Schauplatz ist ein heruntergekommener Slum mit all seinen Drogendealern, Straßengangs und sonstigen kriminellen Machenschaften.

Die ganze Szenerie wirkt trist und hilflos, vor allem in den Szenen in denen Kendra und Joel auf unterschiedliche Art und Weise versuchen die Situation zu meistern und retten, sich aber eher noch mehr im Schlammassel verheddern. Das ganze hat zwischendrin durchaus spannende Szenen, der gesamte Spannungsbogen entfaltet sich aber langsam wenngleich unaufhaltsam bis zu einem tragischen, wenngleich ab einem gewissen Punkt unweigerlichen Ende.
Und genau dieses Ende, welches über die ganzen 672 Seiten gekonnt aufgebaut wird, verrät dieser mehr als unglücklich geratene Klapptext schon in wenigen Zeilen!

Beeindruckend ist auch die Authentizität mit der das ganze aufgebaut wird. Durch viele Perspektivenwechsel der betroffenen Personen und auch Täter gerät das ganze sehr vielschichtig und die Autorin schafft es hervorragend gewohnte Klischees nicht stupide klischeehaft sondern glaubwürdig und nachvollziehbar wiederzugeben.
Zwar wird ein bisschen übertrieben, wenn der Englische Slang eingedeutscht und pingelig von der Tante angemahnt wird, da dies nicht nur die betroffene Person sondern auch den Leser mitunter ziemlich nerven kann, trotzdem bleibt das Ganze absolut in sich stimmig.

Es ist zwar nicht weiter von Belang weil das Buch allein abgeschlossen ist, doch ist dieser Roman der Nachfolgeroman von „Wo kein Zeuge ist“ welcher allerdings chronologisch danach spielt. Kombiniert macht dies durchaus Sinn, da so eben eine komplett andere Sichtweise, der sich am Ende abspielenden Ereignisse ergeben – doch auch ohne den andern Roman gelesen zu haben empfehle ich, diesen zu erst zu lesen, auch wenn dies dem anderen ebenfalls einiges an Überraschung nehmen mag.


Doch hat das schon bekannte Ende der Spannung doch einiges an Abbruch getan und das ganze phasenweise langatmig gemacht, da man sich stets wundert wie dieser Ausgang überhaupt möglich ist, da dies ziemlich lang für undenkbar erscheint und wann er denn bitte endlich geschieht, weil der Klapptext eben auf einen Krimi mit Auflösung hoffen lässt.

Als Milieustudie aber ein wirklich starker und empfehlenswerter Roman wenn man meinen Ratschlag auch befolgt.

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