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Donnerstag, 28. Juni 2012

Mo Hayder – Die Sekte


Ja wie fang ich am besten damit an. Von Mo Hayder hatte ich vor langer Zeit schon „Die Behandlung“ gelesen und fand es nicht schlecht, aber unnötig brutal. Leider scheint dies eines ihrer Stilmittel zu sein, denn auch „Die Sekte“ muss in Sachen Brutalität, Absurditäten und ekelhaften Beschreibungen in keiner Weise zurückstecken.

Vermischt mit satanistisch angehauchten Ritualen und Symboliken ruft dies bei mir schon leicht spöttisches Stirnrunzeln hervor. Meiner Meinung nach muss man nicht zwanghaft absurde und brutale Szenerien entwerfen um wirklich „verstörend und eindringlich“ zu sein, wie The Observer zitiert wird.

Aber kommen wir zum Plot:

Eine abgeschottete Insel vor der Küste Schottlands auf der sich eine kleine Gruppe eingenistet hat, welche sich „Gemeinde für Psychogenes Heilen“ schallt und vom umliegenden Festland mit Gerüchten übersäht wird. Dazu trägt neben der Verschlossenheit auch noch ein abartig, übler, ekelerregender, schrecklicher, widerwärtiger Geruch bei, welcher zusammen mit schrecklich zerhäckselten, verstückelten Tierkadavern regelmäßig ans Festland angeschwemmt wird. Hinzu kommen noch Videoaufnahmen eines merkwürdigen Wesens mit einem gespaltenen Schwanz.

Um diesen Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen, lädt die Gruppe den berühmten Journalisten Joe Oakes ein, welcher sich auf die Entzauberung übernatürlicher Ereignisse spezialisiert hat. Dieser hat nebenbei noch eine offene Rechnung mit dem scheinbar charmanten Sektenführer Malachi Dove. Er wittert also eine große Story.

Der Plot wird abwechselnd aus der Perspektive Joes und von seiner, sehr unsympathischen und hysterischen Frau Alexandra erzählt. Mir persönlich ging diese Figur jedenfalls tierisch auf die Nerven.

Und ich müsste, um mehr zu tun als den Klapptext nachzuerzählen, ein ganz klein, klein wenig Spoilern! Ich versuch das ganze insofern zu verschleiern, dass ich dir Schriftfarbe auf weiß stelle, d.h. der Text ist nur sichtbar, wenn man entsprechenden Bereich mit dem Cursor markiert.

Denn angekommen muss Joe feststellen, dass Malachi gar nicht mehr unter den Gemeindemitgliedern weilt, sondern sich abgesondert hat und anderweitig auf der Insel ein schwer gesichertes Domizil errichtet hat. Als er sich entgegen aller Warnungen auf den Weg dorthin macht, muss er bei der Rückkehr feststellen, dass Malachi – endgültig den Verstand verloren – sämtliche Gemeindemitglieder abgeschlachtet hat und sich auf Festland abgesetzt hat. Und dort ist unter anderem auch Joes Frau. Das ganze hat sich somit gedreht und Jäger und Gejagter haben die Positionen getauscht. Mehr will ich auch schon gar nicht verraten.

Zu Gute halten kann man dem Buch auf jeden Fall, eine sich steigernde Spannung gegen Ende welches in einem schockierend überraschenden Finale gipfelt. Das ist im ersten Moment ein wahrer Donnerschlag und absolut unvorhersehbar, bei genauerem Betrachten aber nicht ganz fehlerfrei. Ich zumindest hab ein klein wenig Probleme damit, dies als „Lösung/Ende“ so zu sehen.

Ich müsste den Thriller wahrscheinlich noch einmal lesen um zu überprüfen, ob solch eine Wendung hieb- und stichfest ist, bzw. ob es nicht Andeutungen diesbezüglich schon gab, welche ich (leider?) vollkommen übersah. Auf mich wirkt das ganze viel zu konstruiert.

Es bleibt ein spannendes Buch mit teils überzeugenden, teil nervigen Charakteren, welches sich in meinen Augen viel zu sehr in blutrünstigen Beschreibungen verliert und der Plot. Ach herje, es wird zwar einiges wissenschaftlich fundiert nachgeschoben, aber diesen pseudo-satanische Kram kann ich nicht ganz ernst nehmen. Ich such mir solche Bücher teilweise gezielt aus, werde aber fast jedes Mal enttäuscht, da sich hinter dieser gesellschaftlich tabuisierten Maskerade des ultimativen Bösen oft nur stereotypische Klischees warten, welche in ihrer scheinbarer Einfachheit der Sensationspresse entnommen zu sein scheinen.

Ich muss daher Karin Slaughter entschieden widersprechen, welche in diesem Buch den großen Überwurf sieht. „Die Sekte“ übertrifft nicht alles, was Mo Hayder bislang geschrieben hat, eingangs erwähntes Buch ist schon ein erstes Zeugnis für meinen Widerspruch – aber für unverfängliche Grausamkeiten und kurzweilige Spannung ist es doch noch gut genug.

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